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Artikel: Strong Voice Interview #32: Swantje Allmers

Strong Voice Interview #32: Swantje Allmers

In diesem Strong Voice Interview gewährt uns Swantje Allmers, Gründerin der NWMS GmbH, Einblicke in die Welt von New Work im DACH-Raum. Sie klärt über Missverständnisse auf, betont individuelle Verantwortung und gibt praxisnahe Tipps für den Einstieg in die New Work-Philosophie. Ein inspirierendes Gespräch mit einer Expertin, die die Zukunft der Arbeitswelt aktiv gestaltet.

"[Bei New work] geht es vor allem darum, Arbeit zu etwas zu machen, das Menschen stärkt."
Swantje Allmers

 

Foto: Sebastian Fuchs

Liebe Swantje, du treibst New Work im DACH-Raum wie keine Zweite voran. Was sind die größten New Work Irrtümer, die sich hartnäckig halten und die du immer wieder hörst?

Hier sind meine Top 3:

  • Bei New Work geht es primär darum, Arbeit durch Benefits und Remote-Regelungen angenehmer zu gestalten.
  • New Work ist etwas, für das allein Führungskräfte und Unternehmen verantwortlich sind.
  • New Work ist ein elitäres Bubble-Thema, das sich ohnehin nur auf Menschen im Büro bezieht.

Diese Missverständnisse sind entstanden, weil der Begriff in den vergangenen 2 Jahren für vieles herhalten musste.

Wenn wir aber zum Kern von New Work zurückgehen, geht es vor allem darum, Arbeit zu etwas zu machen, das Menschen stärkt. Was nicht gleichbedeutend damit ist, die auf bzw. mit der Arbeit verbrachte Zeit zu minimieren und Menschen durch Benefits motiviert zu halten. Vielmehr geht es darum, dass wir Arbeit so gestalten, dass sie Sinn macht, wir unsere Stärken und Talente einbringen können und Menschen dabei beruflich und persönlich wachsen können. In der Praxis hat das viele Facetten, weshalb New Work auch ein nie abgeschlossener Prozess ist und kein Zustand, den es zu erreichen gilt.

Zum zweiten Vorurteil würde ich gern deutlich machen, dass neue Arbeitsweisen nur dann funktionieren, wenn alle Beteiligten mitmachen. Ein Beispiel ist hybrides Arbeiten, bei dem ein Teil der Mitarbeitenden remote arbeitet und andere im Büro. Das Unternehmen muss einen verbindlichen Rahmen setzen und die technische Infrastruktur bereitstellen. Führungskräfte müssen den Teamprozess „Wie wollen wir unter den neuen Gegebenheiten miteinander arbeiten?“ mitgestalten und begleiten. Sie müssen sich auch damit auseinandersetzen, wie hybride Führung funktioniert – hier sollte das Unternehmen durch Trainings und Coachings unterstützen. Und Mitarbeitende müssen ebenfalls einen Beitrag leisten, indem sie zum Beispiel auch vom Homeoffice heraus sichtbar und ansprechbar bleiben und bereit sind, Kompromisse im Sinne des Teams einzugehen.

Und zuletzt möchte ich ergänzen, dass New Work ursprünglich nicht aus der Welt der Büromitarbeitenden stammt. Der Philosoph und Begründer von New Work, Frithjof Bergmann, hat sich in den 1980ern vor allem auf Fabrikarbeiter:innen fokussiert. Und auch Frederic Laloux hat für sein Buch Reinventing Organizations zahlreiche Unternehmen wie z. B. Morning Star (Hersteller von Tomatenprodukten), FAVI (Automobilzulieferer), Buurtzorg (Pflegedienstleister) und ESBZ (Schule ) untersucht und gezeigt, wie New Work dort funktionieren kann.

Einer deiner meistgelikten Beiträge auf LinkedIn trägt die Headline “Ach, du gehst schon? Heute nur halber Tag?". Das haben wohl die meisten von uns schon einmal gehört. Was entgegnet man darauf denn am besten?

„Ja, denn ich bin schon fertig mit meiner Arbeit.“ kann man auf diesen Spruch gut entgegnen.

Wenn er einen aber emotional trifft, dann sollte man der Person spiegeln, wie der Kommentar rüberkommt und was das bei einem auslöst. Viele Menschen machen sich in ihrer Kommunikation zu wenig Gedanken darüber, wie diese bei anderen ankommt. Insofern ist es wertvoll, dies zu spiegeln. Die Grundregeln der gewaltfreien Kommunikation sind hier sehr hilfreich: 1. Was ist objektiv passiert (keine Interpretation), 2. Welches Gefühl hat das in mir ausgelöst, 3. Was ist mein Bedürfnis und 4. Was ist meine Bitte an die andere Person für die Zukunft. Das funktioniert sehr gut und hilft mir oft, schwierige Themen konstruktiv zu kommunizieren und zu lösen.

Falls dahinter ein größeres Thema steht, wie der Eindruck, jemand würde nicht genug arbeiten, braucht es natürlich noch einen tiefergehenden Austausch dazu. Was der angemessene Rahmen ist, um dies zu tun, hängt von der jeweiligen Situation ab. Ich würde das Thema allerdings nicht ignorieren.

New Work ist ja ein komplexes Thema, das man eben “nicht einfach mal so” umsetzen kann. Was ist allerdings ein guter erster Schritt, den sowohl Angestellte, Selbstständige als auch Chef*innen initiieren können?

Ich halte es für sinnvoll, zunächst bei sich selbst anzufangen. Zum Beispiel, indem man sich mit den eigenen Stärken auseinandersetzt und die Frage stellt, wie man diese noch besser bei der Arbeit einsetzen kann. Auch das Thema der persönlichen Sinnfindung kann ein guter Startpunkt sein oder die Arbeit an der eigenen Resilienz (psychologische Widerstandsfähigkeit), was eine sehr wichtige Metakompetenz in unser heutigen (Arbeits)welt ist.

Führungskräften würde ich im Grunde dasselbe raten. Aber zusätzlich empfehlen, das Thema Führung zu reflektieren. Wo gibt es zum Beispiel Ansatzpunkte, um mehr Verantwortung ins Team zu geben und stärker als Sparringspartner zu agieren. Was nicht bedeutet, dass Führung komplett auf links gekrempelt werden muss, aber eine schrittweise Stärkung der Mitarbeitenden und ihrer Eigenverantwortung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu New Work.

Wer die Zusammenarbeit im Team verbessern möchte, kann auch mit einer simplen Retrospektive starten. Nicht neu, aber kraftvoll. Hier sammelt man gemeinsam, was in der Zusammenarbeit gut läuft und was nicht. Die Punkte, bei denen Verbesserungsbedarf besteht, werden im Anschluss priorisiert und es werden gemeinsam mit dem Team nächste Schritte erarbeitet.

Du hast selbst den Weg aus dem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit gewagt – gab es für dich einen breaking point, an dem du dich dafür entschieden hast? Und was würdest du anderen raten, die jetzt gerade an diesem Punkt sind?

In meinem letzten Job vor der Selbstständigkeit war ich nur ein Jahr – eigentlich wusste ich aber schon nach einer Woche, dass ich dort nicht glücklich werden würde. Da ich diese Fehlentscheidung als meine „Schuld“ empfand, hat es mich dazu gebracht, mich intensiv damit auseinanderzusetzen, was ich überhaupt machen will und in welchem Umfeld. Ich habe mich dazu auch viel mit anderen ausgetauscht. Und dann kannte jemand einen Unternehmer, der externe Unterstützung gesucht hat in dem Themengebiet, das ich zukünftig gern machen wollte. Das war mein erster Kunde und mein Start in die Selbstständigkeit.

Ich rate Menschen, die jetzt an dem Punkt sind, zu reflektieren, was sie wirklich, wirklich wollen. Das kann anstrengend sein, aber es lohnt sich. Es hilft außerdem, wenn man mit anderen über die eigenen Pläne und Ideen spricht, weil hierdurch die interessantesten Erkenntnisse und Zufälle entstehen. Falls jemand kritisch mit den Ideen umgeht, sollte man sich davon aber nicht entmutigen lassen. Und irgendwann muss man einfach ins Tun kommen und Erfahrungen sammeln.


Und zum Schluss: Verrätst du uns, welche AMELI du hast und wieso du dich für dieses Modell entschieden hast?

Ich habe die CENTRAL 23. Die Limited Edition in Dark Green, die ihr mit Annahita Esmailzadeh zusammen gemacht habt. Die Tasche ist unfassbar schön. Und ich liebe es, dass ich so viel hineintun kann und sie auch dann noch elegant aussieht, denn ich habe immer echt viel dabei.

 

Foto: Sebastian Fuchs

ÜBER SWANTJE:

Swantje Allmers gründete die New Work Beratung NWMS GmbH (New Work Masterskills), die Menschen und Organisationen dabei begleitet, New Work ganzheitlich zu verstehen, umzusetzen und als Chance für sich zu nutzen. Sie begleitet seit über zehn Jahren namhafte Unternehmen bei ihrer Neuausrichtung im Bereich New Work. Davor war sie in unterschiedlichen Corporate-Positionen sowie in der Forschung tätig.

Zudem ist Swantje Co-Autorin des Buches „On the Way to New Work“ und eine der gefragtesten Stimmen zum Thema HR und Arbeitswelt. In 2023 wurde sie als eine der 99 wichtigsten HR-Stimmen ausgezeichnet, zu den LinkedIn DACH Top 50 gewählt und erhielt den DRX Award als HR-Content Expertin.

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