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Artikel: Strong Voice Interview #31: Kristina Vogel

Strong Voice Interview #31: Kristina Vogel

An Kristina führt mittlerweile kein Weg mehr vorbei - zum Glück! Ich freue mich sehr, dass Kristina unser Strong Voice im Oktober ist, denn dass sie so unglaublich positiv, mutig und inspirierend ist, liest sich auch im Interview zwischen den Zeilen. Selten hat ein Interview mich so tief berührt. Vielen Dank, Kristina, für dieses wunderbare Interview und deine wichtigen und inspirierenden Worte!!

Also es gibt Dinge, die kann ich nicht ändern, ich kann aber entscheiden, wie ich damit umgehen will.
Kristina Vogel

 

Dein Werdegang und deine Willensstärke sind mehr als beeindruckend. Aber fangen wir von vorne an. Du bist 17-fache Weltmeisterin im Radrennsport – eine Leidenschaft, die bereits mit 10 Jahren begann. Wie kam es zu dieser Passion?

Wie so vieles bei mir im Leben, ist dies gewachsen. Ich habe mal eine Münze geworfen, weil ich mich nicht entscheiden konnte,  ob ich lieber tanzen oder Radsport machen soll. Die Münze entschied Radsport und ich habe mich in das Abenteuer geworfen. Durch Training bin ich nach und nach immer besser geworden und habe nach und nach mein Umfeld immer professioneller gestaltet. 18 Jahre später bin ich 2-fache Olympiasiegerin und 17-fache Weltmeisterin und damit die erfolgreichste Bahnradsprinterin der Welt. Ich hatte hier und da auch Glück, dass man mich fragte „Bock auf Bahnradsport?“ und ich immer sagte „Klar, ich probiere es einfach mal!“.

Ein solcher Erfolg im Sport erfordert viel Motivation, Training und Durchhaltevermögen. Was waren die wichtigsten Faktoren für deinen Ehrgeiz und Erfolg – auch über Niederlagen und Rückschläge hinweg?

Durch den Leistungssport habe ich für mich folgende Leistungsprinzipien manifestiert: 

  • Im Leben gibt es keinen Fahrstuhl, du musst die Treppe nehmen.
  • If you can dream it, you can do it! Meine Ziele muss ich manifestieren, aber auch alles dafür tun, damit sie war werden können. Hier war ich aber eher immer realistisch.
  • Vergiss nicht, wie wichtig Zwischenziele sind! Ich wurde nicht sofort Olympiasiegerin, sondern erst Deutsche Meisterin, Europameisterin etc. Wir denken immer nur an die großen Schritte, aber vergessen die kleinen dazwischen.
  • Sei fokussiert, aber flexibel. Ich habe im Leben gelernt: Pläne sind super, doch das Leben kommt immer dazwischen und wirft alles durcheinander.

Deine Querschnittslähmung hat dein Leben einmal auf den Kopf gestellt – aber du hast dich nicht unterkriegen lassen, sondern neue Chancen genutzt. Was war ausschlaggebend für deine Zuversicht? Was würdest du anderen Menschen raten, die gerade einen Schicksalsschlag durchleben?  

Ich bin auch nicht auf die Welt gekommen und sagte „Ich bin ein Fels in der Brandung, ich schaffe es, so einen Unfall zu verarbeiten“. Am Ende ist es doch aber so: Wenn wir vor Problemen und Veränderungen stehen, dann sehen diese GEWALTIG aus. Unüberwindbar, wie der Mont Everest. Wenn man es dann geschafft hat, ist es zwar vielleicht nicht der Berg am Müggelsee, aber vielleicht wie der Brocken!

2021 hast du ein Buch über deine Erfahrungen veröffentlicht. Was möchtest du deinen Leser:innen damit auf den Weg geben?

Irgendwie war es so, dass mir niemand geglaubt hat, dass man nach einem Schicksalsschlag NICHT in ein schwarzes Loch fallen muss. Es heißt doch „Hinfallen, Krone richten und weiter!“ So habe ich in meinen Buch erklärt, was mich ausmacht, wie ich durch den Sport geworden bin, die ich heute bin und wie ich es geschafft habe, dass ein Unfall auch nur ein Job ist, den ich gemacht habe.

Welches Lebensmotto hat dich durch die Höhen und Tiefen deines Werdegangs begleitet?

Warum auch immer habe ich ein ganz tief verankertes Grundvertrauen, dass sich im Leben schon alles zum Guten wendet, wenn ich hart arbeite und versuche, alles dafür zu tun. Ich habe kein spezielles Vorbild, eher viele Menschen, die zu mir gute Sätze sagen. Einer meiner Trainer sagte mal vor einer Weltmeisterschaft mit sehr schwierigen Bedingungen: "Alle müssen da durch, der das am schnellsten akzeptiert und damit klar kommt, wird am Ende Weltmeister." Also es gibt Dinge, die kann ich nicht ändern, ich kann aber entscheiden, wie ich damit umgehen will.

Wenn du jungen Frauen einen Motivationsschub geben müsstest, um ihre Träume zu verfolgen, welcher wäre das?

Oft hinterfragen wir uns: Kann ich das gut? Bin ich dafür qualifiziert genug? Sicherlich sind diese Fragen gut, aber man kann Dinge auch unterwegs lernen. So lernt man schwimmen auch nur, wenn man schwimmt!

Welche Ziele verfolgst du für die nächsten Jahre?

Ich habe so ein paar befruflichen Ziele, die ich gerne umsetzen will. Beispielweise plane ich zur Zeit mein zweites Buch. Ich hoffe, dass dies 2024 erscheint. Ansonsten: Ich will glücklich sein und Dinge tun, die mir Spaß machen oder bei denen ich merke, dass ich etwas bewirken kann. So kläre ich beispielweise täglich auf meinen Social Media-Kanälen auf, dass das Leben im Rollstuhl schwierig ist, aber nicht durch den Rollstuhl, sondern durch fehlende Inklusion, Diversität, Barrierefreiheit und Menschen, die diese auch umsetzten wollen.

ÜBER KRISTINA:

Kristina Vogel ist Olympiasiegerin, mehrfache Weltmeisterin, Autorin und vor allem eines: Vorbild für viele von uns! Auch wenn Kristina schon früh mit Rückschlägen kämpfen musste, hat sie sich immer wieder zurück auf die Rennbahn gearbeitet. 2016 gewann sie das erste olympische Gold als Bahnradsportlerin in Rio de Janeiro. Kurz danach ist Kristina querschnittsgelähmt und kämpft sich in den Wochen darauf zurück ins Leben. Mit ihrer unbändigen Energie realisiert sie viele neue Projekte. Heute ist sie nicht nur Autorin ihres ersten Buchen “Immer noch ich. Nur anders”, sondern auch gefragte Speakerin.

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