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Artikel: Advance in Leadership Pt. 1 - Lia Grünhage

Advance in Leadership Pt. 1 - Lia Grünhage

Im Rahmen unserer Advance in Leadership-Reihe hat Christina ein spannendes Gespräch mit Lia Grünhage, Co-Founderin von "10 More In", geführt. Im Interview, das auch als Live-Session auf Instagram verfügbar ist, sprechen die beiden über effektive Führung, den Umgang mit Fehlern und die Bedeutung von Beziehungen im Leadership. Lia teilt wichtige Erkenntnisse aus ihrer eigenen Führungslaufbahn und aus den Coachings bei "10 More In", einer Leadership-Akademie für Frauen in Führung. Die interessantesten Fragen und Antworten haben wir euch hier noch einmal zusammengefasst.

Christina Stahl: Lia, magst du für alle, die dich noch nicht kennen, kurz sagen, wer du bist und was 10 More In genau ist?

Lia Grünhage: Ja, total gerne. Ich bin Lia Grünhage und habe vor zwei Jahren mit Lea-Sophie Cramer 10 More In gegründet. Davor haben wir lange zusammen bei Amorelie gearbeitet. Dann haben sich unsere Wege kurz getrennt, bevor wir 2022 zusammen 10 More In gegründet haben, eine Leadership Academy für Frauen. Das ist ein sechswöchiges Programm, um die eigene Führungswirksamkeit zu steigern. Denn wir haben damals festgestellt, dass die Themen, weshalb Frauen nicht in Führungspositionen gehen, sich sehr gut in Coachings bearbeiten lassen. Und genau darüber haben wir uns ja auch kennengelernt, Christina.

Christina Stahl: Ja, und ich bin euch nach wie vor so dankbar, weil Hans ja jetzt mein Coach ist. Und das ist wirklich schon zwei Jahre her, und es ist so schön, dass sich hier der Kreis schließt. Ich habe noch eine Frage vorab: Du hast vor der Gründung auch schon mit Lea zusammengearbeitet. Unsere COO ist tatsächlich meine ehemalige Mentorin. Hat es dir geholfen, dass ihr schon so lange zusammengearbeitet habt, um dann zusammen zu gründen? Oder würdest du sagen, man kann auch durch ein gutes Auswahlverfahren und mit klaren Kriterien die perfekte Mitgründerin finden?

Lia Grünhage: Also, ich finde, gute Arbeitsbeziehungen zu finden, ist wie eine Beziehung einzugehen. Wir hatten fünf Jahre eine berufliche Beziehung und haben uns dann entschieden, „zu heiraten“, also zusammen zu gründen. Natürlich kennen wir uns nach fünf Jahren sehr gut und wissen, wie die andere Person tickt. Aber es funktioniert nicht immer so, dass man jemanden schon so lange kennt. Man versucht, sich so gut es geht kennenzulernen, und dann lässt man sich darauf ein. Es kann sein, dass die Beziehung zehn Jahre hält, ein ganzes Leben oder auch nur zwei Jahre.

Christina Stahl: Da stimme ich dir absolut zu. Kommen wir aber jetzt zum Thema Führung. Welche Schlüsselqualitäten machen deiner Meinung nach eine effektive Führungskraft aus?

Lia Grünhage: Ich glaube, es ist erstmal ganz wichtig zu definieren, wie wir über Führung denken. Ich bin selbst noch mit einem Führungsbild aufgewachsen, das stark über die inhaltliche Ebene definiert wird. Oft ist es so – und so war es auch in meiner ersten Führungsrolle –, dass jemand inhaltlich sehr, sehr gut ist und dann in eine Führungsposition aufsteigt. Aber ich denke, in den letzten Jahren hat hier ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Simon Sinek sagt zum Beispiel: „Leadership is not being in charge, but it is taking care of those in your charge.“ Es gibt eine Verschiebung weg vom „Antworten haben“ hin zum „Antworten mit Menschen gemeinsam entwickeln“. Das bezeichnen wir dann als Führung über die Beziehungsebene. Sobald Menschen in einer Organisation aufeinandertreffen, entstehen Beziehungen. Und wenn die Beziehung gestört ist, funktioniert auch inhaltlich nichts mehr. Deshalb ist es extrem wichtig, diese Beziehungen gut zu managen.

Christina Stahl: Ja, ich merke das bei mir immer wieder. Wenn man von einer emotionalen und einer rationalen, zahlengetriebenen Seite ausgeht, bin ich absolut Letzteres. Und für mich war es eines der größten Learnings, dass ich die Personen dort abholen muss, wo sie gerade stehen, und auf der Ebene mit ihnen sprechen muss, die sie brauchen. Dafür muss ich aber auch wissen, welche Bedürfnisse sie haben, sonst bringt das nichts. Wie kann man denn genau diese Beziehungsebene lernen?

Lia Grünhage: Wenn du sagst, „Ich mache mir die Beziehungsebene bewusst“, also dass du versuchst, Menschen auf der Beziehungsebene zu führen, dann ist eine wichtige Erkenntnis, dass 50% der Beziehung von mir selbst ausgehen. Das bedeutet, um auf dieser Ebene führen zu können, ist es erstmal wichtig, sich selbst zu kennen und zu verstehen. Und wenn du das auf dein Team überträgst – oder auch für die Führungskräfte, die vielleicht zuschauen –, wie kann ich diese Fähigkeiten bei meinen Teammitgliedern fördern?

Christina Stahl: Gibt es etwas, das man als Führungskraft tun kann, um das Team in solchen Fähigkeiten zu unterstützen?

Lia Grünhage: Ich glaube, wir Menschen lernen durch das, was um uns herum passiert – sei es durch Kultur, Führung oder Arbeitsweise. Das Führungsbild, das ich für richtig halte, sollte ich selbst konsequent vorleben. Auf der anderen Seite gilt es, den Raum zu geben, Dinge selbst auszuprobieren. Am Ende geht es darum, Verantwortung abzugeben und den Leuten die Möglichkeit zu geben, eigene Erfahrungen zu machen. Was ich lange nicht verstanden habe, war: Verantwortung abgeben bedeutet auch, die Antwort abzugeben.

Christina Stahl: Wie passt du deinen Führungsstil an die Bedürfnisse der verschiedenen Menschen in deinem Team an?

Lia Grünhage: Was ich bei jeder Mitarbeiterin zuerst mache, ist ein Stärken-Schwächen-Profil. Das ist wichtig, weil sich Stärken und Schwächen oft gegenseitig bedingen. Zum Beispiel wenn ich Schwierigkeiten habe, ganz offen zu brainstormen, dann ist der Vorteil davon, dass ich sehr schnell Klarheit in Dinge bringen und sie strukturiert angehen kann. Das ist der eine Aspekt – sich bewusst zu machen, wen man da vor sich hat. Auf der anderen Seite gibt es im Führungsstil immer ein Spektrum. Eine gute Übersicht dazu bietet die Harvard Business Review, die verschiedene Führungsdimensionen aufzeigt. Es gibt nicht mehr nur den einen Führungsstil, sondern man hat seinen eigenen Punkt auf diesem Spektrum. Zum Beispiel bin ich jemand, der sehr im Hier und Jetzt ist und exekutiert. Situativ, wenn es notwendig ist, bewege ich mich auf diesem Spektrum aber auch.

Christina Stahl: Ja, das ist super interessant. Du hast an der einen oder anderen Stelle anklingen lassen, dass du in Bezug auf Führung auch schon einige Fehler gemacht hast. Ich merke bei mir als Perfektionistin, dass ich bei Fehlern in der Führung immer sehr hart zu mir selbst bin. Das ist eben kein Fehler in einer Excel-Tabelle, den ich einfach korrigieren kann, sondern betrifft echte Menschen. Wie gehst du in solchen Fällen mit dir um, um auch eine gewisse Akzeptanz und Toleranz für dich selbst zu entwickeln?

Lia Grünhage: Führung ist, in gewisser Weise, menschlich miteinander umzugehen. Solange Respekt und gegenseitige Wertschätzung vorhanden sind, dürfen auch Fehler passieren – es geht gar nicht anders. Jürgen Klopp wurde einmal gefragt, warum er so gut mit Niederlagen im Fußball umgehen kann, und er sagte: „Naja, ich will gewinnen, und um zu gewinnen, muss ich auch verlieren.“ Und ich denke, das gilt für alles im Leben. Wenn ich in eine Führungsposition möchte, gehören Fehler dazu, aus denen ich lernen kann. Und das ist eine weitere Sache: diese radikale Ehrlichkeit. In meiner Führung bin ich sehr ehrlich – sowohl in den positiven Aspekten als auch in den Bereichen, die für mich nicht funktionieren. Das bedeutet nicht, dass das, was nicht funktioniert, alles überschattet. Es findet gleichzeitig statt, so wie wir Menschen in all unseren Facetten gleichzeitig existieren.

Christina Stahl: Ja, da muss ich an ein, zwei Situationen bei mir denken. Es ist tatsächlich so: Wenn man einen Fehler macht, muss man auch wirklich dazu stehen. Wir haben in diesem Zusammenhang auch das Thema Fehlerkultur angegangen. Klar kannst du Fehler machen, aber du musst auch die Verantwortung dafür übernehmen. Heute haben wir uns außerdem noch einmal das Thema Feedback, inklusive eures 360-Grad-Feedbacks, angeschaut.

Lia Grünhage: Sehr cool.

Christina Stahl: Ich glaube, jeder kann lernen, egal ob das Feedback von oben, von unten oder von Gleichgestellten kommt. Deswegen freue ich mich schon sehr auf den gesamten Prozess.

Lia Grünhage: Ich denke, die Institution 360-Grad-Feedback allein sorgt nicht dafür, dass wir ehrliches Feedback bekommen. Eine unserer Coaches sagt immer: „Gute Führung organisiert Widerstand und Widerspruch.“ Es ist auch eine Fähigkeit, dem Team das Gefühl zu geben, dass kritisches Feedback wirklich geäußert werden kann. Und das entwickelt sich, wenn wir selbst ehrlich mit unseren eigenen Fehlern umgehen. Es ist dann die Kultur, die ein 360-Grad-Feedback trägt oder eben nicht.

Christina Stahl: Das ist ein sehr guter Punkt. Bei uns in der Firma habe ich darüber nicht nachgedacht, weil Transparenz bei uns so wichtig ist und wir immer sagen: „Bitte melde dich, wenn du etwas auf dem Herzen hast.“ Vielleicht noch ein Gedanke dazu, weil ich das selbst als so erleichternd empfinde: „Durch gute Führung organisiert sich Widerstand.“ Früher habe ich es als sehr belastend empfunden, wenn es Menschen in der Organisation gab, die das, was ich tat, nicht gut fanden. Aber dann habe ich gelernt, diesen Widerspruch als wertvolles Gegengewicht zu verstehen. Ich denke, das ist oft auch eine Frage des persönlichen Framings.

Lia Grünhage: Zum Beispiel in unserem Führungskreis bei 10 More In – Lea, Helena und ich – können wir uns auch richtig in die Haare bekommen. Es ist nicht immer so, dass wir drei einer Meinung sind. Aber wir versuchen trotzdem, Wertschätzung für die unterschiedlichen Meinungen zu zeigen, denn am Ende gibt es sowieso keine absolute Wahrheit.

Christina Stahl: Ja, ich muss schmunzeln, weil wir auch zu dritt in der Führung sind: mein Mann, meine ehemalige Mentorin und ich. Wir sind alle sehr unterschiedlich, können uns dadurch aber super ergänzen. Ich habe noch eine letzte Frage aus der Community: Was sind deine TOP 3 Buchtipps oder Podcasts für weibliche Leader?

Lia Grünhage: Ich höre gerade extrem viel den „The Diary of a CEO“-Podcast. Ich finde den großartig. „Hotel Matze“ als deutschen Podcast kann ich auch empfehlen – da sind einfach so viele interessante Menschen zu Gast. Für mich ist „Untamed“ von Glennon Doyle absolute Grundlagenliteratur; Lea und ich nennen es gerne unsere „Bibel“. Und natürlich muss ich zuletzt das 10 More In-Programm erwähnen.

Christina Stahl: Du weißt ja, ich habe dir die Fragen vorher geschickt – ich könnte noch gefühlt 10.000 Fragen stellen, aber wir sind schon am Ende der Zeit angekommen. Vielen, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

Lia Grünhage: Sehr gerne, es hat richtig viel Spaß gemacht, danke!

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