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Artikel: Ein Blick hinter die Kulissen der Lederproduktion

A look behind the scenes of leather production

Ein Blick hinter die Kulissen der Lederproduktion

Während sich Leder seit Jahrhunderten als robustes und langlebiges Material bewährt hat, ist seine Herstellung und Verwendung in den vergangenen Jahren unter Umweltgesichtspunkten stark in die Kritik geraten. Ein Aspekt der Produktion wird hierbei besonders beanstandet - die Verwendung von chemischen Stoffen während des Gerbungsprozesses und deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Als essenzieller Bestandteil der Lederherstellung verhindert die Gerbung die Fäulnis des Leders, indem sie es konserviert. Dabei wird die Tierhaut mit sogenannten Gerbstoffen behandelt, welche die Kollagenmatrix stärken und so die Geschmeidigkeit und Langlebigkeit des Leders gewährleisten. Zwei Gerbmethoden sind besonders bekannt - die Chromgerbung und die vegetabile Gerbung. Im Einklang mit unserem Ziel, transparent über die Prozesse hinter unseren Taschen aufzuklären, wollen wir die wichtigsten Fragen hier für dich beantworten:

1. Was ist der Unterschied zwischen chrom- und pflanzlich gegerbtem Leder?

Bei der Chromgerbung wird die Tierhaut in eine wässrige Mineralsalzlösung eingelegt und in grossen Bottichen mehrere Stunden lang rotiert. Danach folgen weitere Schritte, wie z. B. das Fetten des Leders, bis die gewünschten Materialeigenschaften erreicht sind. Eine der Materialeigenschaften, die vor allem durch das Gerben mit dem Mineralsalz erreicht werden kann, ist seine Leichtigkeit. Die Tierhaut nimmt das Chrom nicht ganz so gut auf, weshalb nur etwa 1,5 - 4 % des Endgewichts aus dem Mineralsalz bestehen. Bei der pflanzlichen Gerbung werden die Tierhäute nicht mit Mineralsalzen, sondern - wie der Name schon sagt - mit pflanzlichen Gerbstoffen getränkt. Viele Pflanzen produzieren diesen natürlichen Gerbstoff, die sogenannten Tannine, der ihrer eigenen Zersetzung entgegenwirkt und mögliche Fressfeinde abwehren soll. Sie können zum Beispiel aus Rinden oder Olivenblättern gewonnen werden. Tierische Haut nimmt die Tannine besser auf - bis zu 20 % -, was aber wiederum dazu führt, dass das Leder durch die erhöhte Aufnahme beschwert wird und seine Leichtigkeit verliert. Ausserdem kann die Anreicherung von Tannin bei manchen Pflanzen 20 bis 30 Jahre dauern. Von dem weltweit produzierten Leder entfallen etwa 80 - 90 % auf die Chromgerbung und etwa 10 - 12 % auf die pflanzliche Gerbung. Im direkten Vergleich ist die Chromgerbung schneller als die vegetabile Gerbung, die mehrere Monate dauern kann. Darüber hinaus ist das Verfahren auch wesentlich wassersparender. Dies ist vor allem auf den hohen Wasserverbrauch für das Wachstum der Pflanzen und die Herstellung des pflanzlichen Gerbstoffs zurückzuführen.

2. Warum verwenden wir chromgegerbtes Leder für unsere Taschen?

Ausschlaggebend für die Verwendung von chromgegerbtem Leder sind für uns vor allem die unvergleichlichen Materialeigenschaften, die nur die Chromgerbung hervorbringen kann. Im Vergleich zu pflanzlich gegerbtem Leder ist chromgegerbtes Leder schmutz-, hitze- und wasserbeständiger, doppelt so reissfest und leichter. Ausserdem ist pflanzlich gegerbtes Leder von Natur aus dunkler und verändert mit der Zeit seine Farbe. Im Gegensatz dazu ist chromgegerbtes Leder heller, lässt sich dementsprechend vor allem für helle Farben besser einfärben, und bleibt auf Dauer farbecht.Da die Langlebigkeit und Funktionalität unserer Taschen oberste Priorität haben, war und ist chromgegerbtes Leder für unsere Taschen die beste Wahl. In den vergangenen Jahren wurde die Verwendung von Mineralsalzen während des Gerbungsprozesses stark kritisiert, und es wurde vermehrt auf die gesundheitlichen und ökologischen Folgen hingewiesen. Warum also verwenden wir weiterhin chromgegerbtes Leder?

3. Wie schädlich ist die chemische Gerbung wirklich?

In Deutschland und der EU gibt es sehr hohe Standards und Richtlinien (Verwendung von hochwertigen Gerbstoffen, Produktionsvorschriften, …), welche die Gerbereien einhalten müssen. Im Prinzip hat jede Gerbmethode Vor- und Nachteile und bei Einhaltung der strikten Vorgaben ist keine der Methoden umwelt- oder gesundheitsschädlicher als eine andere. Chrom ist der bei weitem wirksamste Gerbstoff, für den es eindeutig überzeugende Argumente gibt. Aufgrund seiner chemischen Beschaffenheit müssen während des gesamten Verfahrens sogar vergleichsweise weniger chemische Substanzen verwendet werden. Wie bereits erwähnt, ist die Gerbmethode auch mit deutlich weniger Wasser- und Zeitaufwand verbunden als die Gerbung mit pflanzlichen Gerbstoffen. Halten sich die Gerbereien an die Produktionsvorgaben und arbeitet der Gerber ordentlich, ist die Verwendung von Chrom zur Gerbung unbedenklich.

4. Warum hat chromgegerbtes Leder dann so einen schlechten Ruf?

Wenn das Gerbverfahren mit dem Mineralsalz Chrom doch tatsächlich nicht schlechter ist als die vegetabile Gerbung und sogar Vorteile aufweisen kann: woher kommen dann die Bedenken? Nach Angaben der UN-Landwirtschaftsorganisation wird mehr als die Hälfte des produzierten Leders in der Modeindustrie verwendet. Allerdings werden etwa 80% davon nicht unter den bereits erwähnten europäischen Richtlinien hergestellt, sondern in Ländern wie Bangladesch und China. Nicht nur die Herstellung und Gerbung des Leders ist alles andere als umweltfreundlich, auch die Tierhaltung und der Arbeitsschutz in vielen Entwicklungsländern sind weit von europäischen Richtlinien entfernt

Zwei Parteien sind von den fehlenden Vorschriften und Überwachungen besonders betroffen: die Arbeiter und die Umwelt. Aufgrund des Mangels an Schutzkleidung und Arbeitsschutzmassnahmen leiden die Arbeiter in den Gerbereien an Hautirritationen, Krebs bis hin zu Erblindungen. Trotz der schlechten Arbeitsbedingungen ist dies für viele die einzige Möglichkeit, ihre Familien zu ernähren. Darüber hinaus gelangen ungefilterte Wasserrückstände aus der Produktion in die Umwelt und versickern im Grundwasser und wirken sich damit auf Natur, Tiere und Menschen aus. All dies ist nur ein Bruchteil der negativen Folgen der chemischen Gerbereiindustrie. Die Lederindustrie ist und bleibt ein rücksichtsloses Geschäft. Als Endkonsument hat jeder einzelne, der einen Lederrock, -möbel, -schuhe oder -taschen kauft, einen Einfluss auf die Industrie und die gelebten Praktiken.

5. Was kann man als Endkonsument machen?

Wichtig ist es sich bewusst zu machen, dass Leder kein günstiges Fast Fashion Produkt sein sollte, sondern ein hochwertiges Luxusprodukt ist. Bei einer fairen, nachhaltigen Produktion und Haltung der Tiere fallen entsprechende Kosten an. Ein zu günstiges Produkt ist also ein erstes Anzeichen dafür, dass hier etwas nicht stimmen kann. Aber auch viele der teuren Luxusmarken, stecken die Erlöse lieber ein, als in eine faire, nachhaltige Produktion zu investieren. Auch wenn es anfangs nicht so scheinen mag, können wir als Individuen Veränderungen in der Lederindustrie bewirken. Jedes Unternehmen ist darauf angewiesen, dass seine Produkte sich verkaufen. Wenn nur noch nachhaltige, unter fairen Bedingungen - für Mensch, Tier und Umwelt - hergestellte Produkte gekauft werden, müssen Unternehmen sich ändern, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier eine Liste an Dingen, die ihr vor eurem Kauf kontrollieren solltet:

  • Wisst ihr, woher das Unternehmen, bei dem ihr kauft, sein Leder bezieht?
  • Unter welchen Bedingungen wurde das Leder verarbeitet? Gibt es vielleicht Qualitätssiegel, die ihr prüfen könnt?
  • Wenn ihr keine oder nur sehr schwierig Informationen dazu finden könnt, wird hier vielleicht absichtlich etwas verheimlicht?

6. Was braucht es dafür von den Firmen?

Der elementare Punkt an der ganzen Sache ist: TRANSPARENZ. Viele der Unternehmen, insbesondere auch grosse Luxusmarken, machen Informationen über die Herkunft ihres Leders oder generell ihrer Produkte und Arbeitskräfte nicht zugänglich. Auch auf Nachfragen hin zu ihren Lieferanten ist es nahezu unmöglich, den Weg des Leders nachzuverfolgen. Mehr Transparenz hinsichtlich der Lieferkette führt nicht nur zu einem Umdenken bei den Verbrauchern, sondern zwingt auch Unternehmen ihre Praktiken zu ändern. Langfristig gesehen kann dies helfen den Schutz der Umwelt, Menschen und Tiere zu fördern und die Qualität der Produkte zu verbessern. Die Unternehmen sollten einen offenen, ehrlichen Dialog mit ihren Stakeholdern und Kunden führen, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen, und die Informationen über ihre Lieferanten offenlegen. Wir verwenden für unsere Produkte ausschliesslich Leder von renomierten, italienischen Gerbereien, bei denen die EU Standards- und Richtlinien eingehalten werden. Bei dem Leder handelt es sich um ein Abfallprodukt der Fleischindustrie. Um dennoch so ressourcenbewusst wie möglich zu agieren, verwenden wir wo möglich Lederreste für unsere Accessoires und produzieren nur in kleinen Margen um Überproduktion zu vermeiden. Diese Aufklärungsarbeit ist uns extrem wichtig, weil wir glauben, dass Leder bzw. die Lederindustrie per se nicht schlecht ist, aber es, wie bei vielem anderen, einen sehr bewussten Umgang und sehr viel Transparenz braucht um diese Industrie nachhaltig verbessern zu können. Sowohl als Firma, aber auch als Endkonsument.

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